„Kaum jemand ist die Entscheidung leicht gefallen. Aber die fachlichen und gesetzgeberischen Rahmenbedingungen sprechen deutlich für eine Umwandlung der stationären Teile des Krankenhauses Geislingen in ein ambulantes Gesundheitszentrum. An diesem Zukunftskonzept müssen nun alle sehr ernsthaft arbeiten. Besonders die Geschäftsführung. Wir werben um den sozialen Blick nach vorne. Denn wir wollen, dass die Gesundheitsversorgung im gesamten Landkreis in kommunaler Hand bleibt und nicht am Ende privatisiert wird!“ Mit dieser klaren Aussage warben die sozialdemokratischen Kreisräte Peter Hofelich und Julian Stipp vor dem Salacher SPD-Vorstand für die deutliche Mehrheitsentscheidung des Kreistages und ihrer Fraktion zur Umwandlung der Geislinger Helfensteinklinik.
Die Salacher SPD hält viel auf gute Kommunikation und Transparenz. Deshalb war es dem Ortsvereinsvorsitzenden Dr. Michael Zöllinger wichtig, auch inmitten der Pandemie eine offene Aussprache zum Abstimmungsverhalten der beiden im Wahlkreis Eislingen-Ottenbach-Salach gewählten Kreisräte herzustellen. Denn natürlich sind die Gefühle der Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten auch in der Mitte Fils-Gemeinde gemischt. Da ist der Wunsch nach einer dezentralen und wohnortnahen Gesundheitsversorgung und die selbsterfahrene langjährige Tradition der Helfensteinklinik, die Vorstandsmitglied Dr. Klaus Spachmann, ein gebürtiger Geislinger, zum Ausdruck brachte. Und da ist aber auch das allgemeine Verlangen der Patienten nach gesicherter und routinierter Qualität in Krankenhäusern mit Komplett-Angeboten, an das andere Vorstandsmitglieder erinnerten, und das zusammen mit dem Trend der Spezialisierung bei planbaren Klinikaufenthalten zunehmend zu einer ‚Abstimmung mit den Füßen‘ führe.. „Drei Gutachten“, rief Julian Stipp ins Gedächtnis, „haben das alles für unseren Landkreis Göppingen hin- und her gewendet. Keines hat sich für die Weiterführung eines stationären Angebotes mit rund 150 Betten und OP-Sälen in der 5-Täler-Stadt ausgesprochen. Der Fachkräftemangel war der entscheidende, nicht der einzige Ausschlag. Sogar das letzte Gutachten, das erst im Zuge der Landtagswahl und im Vorfeld der Bundestagswahl veröffentlicht wurde, wo man ja begleitend generell Perspektiven der Parteien für kleine Kliniken hätte erhoffen dürfen, hat keine Perspektive gebracht!“ Die Konsequenz sei deshalb klar gewesen: „Nicht weiter Realität verdrängen. Jetzt die Zeit nutzen, um ein Gesundheitszentrum in Geislingen mit vielen ambulanten Diensten aufzubauen, teilstationäre Einrichtungen anzufügen und vor allem eine Rund um die Uhr Notfallversorgung auf Dauer sicherzustellen“, sagte Kreisrat Peter Hofelich.
Natürlich gibt es weiter Für und Wider. Die stellvertretende Ortsvereinsvorsitzende Gabriele Beckert sagt, dass einfache orthopädische Fälle in Geislingen gut behandelt werden können. Die beiden Kreisräte erinnerten freilich daran, dass dies nicht dauerhaft personell gewährleistet sei. Der Salacher Ortsvereinsvorstand dankte den beiden Kreisräten für ihr Engagement bei diesem so schwierigen Thema und für ihren Einsatz, durch den Antrag der SPD-Fraktion die Rund um die Uhr Notfallversorgung in Geislingen zu erreichen. Peter Hofelich ist am Ende kämpferisch: „Die Verantwortung für die jetzige Lage tragen nicht diejenigen, die heute aufgrund der Fakten entscheiden mussten, sondern eher diejenigen, die jahrelang die Realität verdrängten. Und da darf man schon dran erinnern, dass die größte Fraktion im Kreistag jahrzehntelang nicht in der Lage war, über Landkreisgrenzen hinaus zu denken. Die Chance für eine Klinik Geislingen, die Spezialklinik für die Region und Allgemeinversorgung für die Raumschaft gewesen wäre, wurde aus meiner Sicht vor Jahren durch unterlassene großräumigere Kooperation vertan!“